Xenia Fumbarev
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Biography
Xenia Fumbarev
geboren 1986 in Kiew, lebt und arbeitet in München
2010–13 Studium Kunstpädagogik, LMU München, Bachlor of Arts
2012–16 Studium Malerei und Grafik bei Prof. Jean-Marc Bustamante, AdBK München
2017–19 Studium Bildhauerei bei Prof. Florian Pumhösl, AdBK München
2019 Diplom als Meisterschülerin von Prof. Florian Pumhösl
Texts
Spuren auf Beton. Die Betonbildobjekte von Xenia Fumbarev
2020
Schattenwürfe auf Architekturen, Fassadenstrukturen und darauf hinterlassene Graffiti, Schriftzeichen an Wänden – die Spuren des Alltags im öffentlichen Raum ziehen an uns vorbei, während wir ihnen kaum weitere Aufmerksamkeit schenken. Für Xenia Fumbarev sind diese flüchtigen Momente der Ausgangspunkt ihrer Bildmotive. Durch Auswahl und Bearbeitung, Verfremdung und Variation von Fotografien schafft sie neue Bilder und überträgt diese mit Hilfe der Siebdrucktechnik auf Betontafeln. Rasterpunkte treffen auf die Oberfläche des Bildträgers – als abstrahierte Überreste des vormals farbigen Lichtes.
Gegossen aus einem teigigen Gemisch von Wasser, Zement und Sand sind die rechteckigen Platten nicht einfach ein Ersatz für Leinwände, sondern elementarer Teil eines künstlerischen Prozesses in der Auseinandersetzung mit Material und Bild. Farbpigmente und Mischverhältnis bestimmen die Erscheinung des Betons. Die Fragmente der Fotografien reagieren auf die Oberfläche, um schließlich eine gemeinsame Form zu bilden.
Auf den ersten Blick lassen sich Sichtbeton und Siebdruck kaum mehr voneinander unterscheiden. Handelt es sich bei dem dunklen Fleck um eine offene Pore des Betons oder dichte Punkte des Druckrasters? Diese Bildwirkung erinnert an aus der Gestaltpsychologie stammende Kippfiguren wie die Rubin-Vase, in der Betrachtende eine Vase oder zwei Gesichter erkennen können – die organisierte Ganzheit von Figur und Grund gerät aus dem Gleichgewicht. Das Spiel mit der Wahrnehmung verdeutlicht die Gegensätze, welche Xenia Fumbarev in ihren Betonbildobjekten zusammenführt. Das Sonnenlicht warf Blätter, Zweige und Häuserecken auf Fassaden. Fixiert ist, was dynamisch über triste Wände tanzte. Vereinigt werden flüchtige Momente mit dauerhaftem Material. Bildbearbeitung und Druckprozess haben das „Es-ist-so-gewesen“ der Fotografie auf ein Minimum reduziert und dabei ein illusionistisches Rätsel erzeugt.
Die Präsentation der Kunst von Xenia Fumbarev ist bezeichnend für die intensive Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung. Kein Betonbildobjekt steht für sich alleine, sondern stets in formal und thematisch zusammengehörig begriffenen Serien – fast wie im Rückgriff auf eine für die Fotografie typische Arbeitsweise. Für Einzelausstellungen in Köln (Richas Digest, 2018) oder München (chantall, 2017) entwickelte sie ortsspezifische Arbeiten, welche die Wahrnehmung der unmittelbaren Außenwelt in die Kunsträume transportierten und zum Bildthema der Ausstellung machten.
So liegt die Eigenheit der Betonbildobjekte bei allem ästhetischem Reiz ihrer Bildoberfläche nicht zuletzt im Zusammenspiel von plastischem Material und dessen Umraum. Dabei bleibt die ursprüngliche Fotografie ebenso unbekannt wie die Schalung, welche dem Bildträger seine Form gab. Erhalten bleiben beide an der lebhaften Oberfläche des kalten Sichtbetons als Spuren, die Xenia Fumbarev als Verweise auf erfahrene Momente und Orte hinterlassen hat.
Maximilian Westphal